Zum Weltfrauentag – frischer Wind in die Chefetagen

06. März 2015

EU-weit tun sich die nationalen Regierungen noch etwas schwer mit der Quote für Frauen in Aufsichtsräten – in Deutschland ist sie bald endlich Realität. Trotz zahlreicher Bedenken vor allem aus den Reihen der CDU/CSU hat der Bundestag am Freitag dem Gesetzvorschlag zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst zugestimmt.

Ich bin nun optimistisch, dass bald auch in Europa die Blockade gegen die Quote fallen wird. Eine Quoten-Regelung ist leider immer noch ein unumgängliches Mittel, um die gläserne Decke zu durchbrechen, die vielen Frauen den Weg in die Chefetagen versperrt. Weder die Politik noch unsere Gesellschaft kann die traurige Realität abstreiten, dass Frauen im europäischen Durchschnitt gerade mal 20 Prozent in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen ausmachen.

Mit dem Positionswechsel Deutschlands wird auch die Verabschiedung einer EU-weit verpflichtenden Quote immer wahrscheinlicher. Lange Zeit war es vor allem die alte schwarz-gelbe Koalition, die sich mit Händen und Füßen gegen eine Frauenquote im EU-Ministerrat gesperrt hat. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass diese Entscheidung rechtzeitig vor dem Weltfrauen-Tag ein wichtiges Signal an die Frauen aussendet.

Im Vergleich zum nun beschlossenen deutschen Gesetz geht der EU-Richtlinienvorschlag allerdings weiter, lässt sich aber auch mehr Zeit. Während in Deutschland bereits ab dem 1. Januar 2016 eine fixe Mindestquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte von börsennotierten Unternehmen gilt, sieht die geplante EU-Richtlinie eine Quotierung von mindestens 40 Prozent erst ab 2020 vor. Länder, in denen bereits vergleichbare Maßnahmen bestehen, wären von dem Anwendungsbereich der Richtlinie ausgenommen.

Damit Mädchen und junge Frauen in ihrem späteren Berufsleben die Chefposten auch wirklich stürmen können, müssen wir mit tradierten Geschlechterrollen, die bereits während der Schulbildung vermittelt werden, aufräumen. Deshalb unterstütze ich das diesjährige Motto des Europäischen Parlaments zum Welt-Frauentag am 8. März – Mädchen und Frauen durch Bildung ermächtigen. Zwar ist der Zugang für Mädchen und Jungen zu Schulbildung gleichermaßen geregelt, dennoch werden sie nicht immer gleich behandelt. Viele Schulbücher vermitteln gewisse Geschlechterrollen und Stereotype, die Mädchen und Jungen in ihrer Entfaltung einschränken. Deshalb entscheiden sich Frauen häufiger für den Job als Erzieherin, Männer wiederum werden Ingenieure. Unsere Gesellschaft braucht frischen Wind in den Führungsetagen, damit neue Vorbilder junge Mädchen inspirieren.

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