Wissenschaft mit den Methoden des letzten Jahrhunderts

20. Juni 2018

Der Sonderausschuss für Pestizide des Europäischen Parlaments hat in seiner gestrigen Sitzung, am 19. Juni, mit ExpertInnen über eklatante Mängel im Zulassungsverfahren von Pestiziden diskutiert. Dabei wurde konkreter Nachholbedarf deutlich. Das Genehmigungsverfahren für Pestizide in der Europäischen Union muss weiterentwickelt werden. Wissenschaft mit den Methoden und Ausrichtungen des letzten Jahrhunderts ist nicht zeitgemäß.

Expertinnen und Experten legten in der gestrigen Sitzung bisher unveröffentlichte Studien zu den Auswirkungen von Pestiziden auf die Bodengesundheit vor. Kurz- und langfristige Risiken für Bodenorganismen werden entweder nur über einen kurzen Zeitraum oder überhaupt nicht bewertet. Dabei haben wir bereits viel bessere methodische Ansätze, die das gesamte Bodenleben und die zukünftige Fruchtbarkeit des Bodens im Blick haben. Doch diese finden derzeit noch keine Berücksichtigung, wenn es um die Zulassung von Pestiziden geht.

Pestizide, die an Bodenelementen anhaften, werden durch Wind und Wasser weggetragen und können in direkten Kontakt mit Menschen kommen. Glyphosat setzt sich beispielsweise an diesen dünnsten Teilen des Bodens fest und kann von uns so eingeatmet werden. Auch dieses Risiko wird in den aktuellen EFSA-Risikobewertungen nicht mit einbezogen. Wir müssen auf dem schnellsten Wege ein Beobachtungsprogramm für Rückstände von Pestiziden und deren Abbauprodukten im Boden und in der Luft auflegen. Dazu gehört, dass maximal tolerierbare Rückstandswerte von Pestiziden für die Böden in der EU eingeführt werden sollten.

Hintergrund Der Sonderausschuss besteht aus 30 Europaabgeordneten aller Fraktionen (9 EVP, 8 S&D, 3 ECR, 3 ALDE, 2 GUE, 2 Grüne, 2 EFDD, 1 ENF). Die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl ist eines der acht S&D-Vollmitglieder. Die Dauer des Mandats gilt für 9 Monate, kann danach aber verlängert werden.

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