Weltweit sind die guten Nachrichten zum Thema Gleichstellung und Frauenrechte selten geworden:
Während Kanada und Schweden von FeministInnen regiert werden, fürchtet sich Frankreich vor einem Erwachen unter einer Präsidentin, die die Zeit nicht nur in Bezug auf Gleichstellung gerne ein paar Jahrzehnte zurückdrehen möchte. Und in den USA entscheiden ein Präsident, der offen zu sexueller Belästigung von Frauen aufgerufen hat, und sein männlich dominiertes Kabinett über den Rückzug aus versprochenen Finanzierungen von Nichtregierungsorganisationen. Wer diese Gelder in der Entwicklungszusammenarbeit kürzt, entscheidet damit direkt über Leben und Tod von Frauen und Kindern.
Schon seit Jahren beobachte ich die stetigen Angriffe gegen Frauenrechte und gegen die Umsetzung der Gleichstellung im Alltag. Wenn ich im Vorfeld des 8. März über die Fortschritte und Herausforderungen der Frauenrechtsbewegung nachdenke, wird mir von Jahr zu Jahr immer schmerzlicher bewusst, dass Fortschritt keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Dafür haben auf EU-Ebene vor allem das wirtschaftliche Klima der letzten Jahre als Entschuldigung für mangelnden politischen Willen in der Gleichstellung gesorgt. Ich wünsche mir ganz besonders von den jungen Frauen in Deutschland und der Europäischen Union einen klaren Blick. Feminismus ist keine antiquierte Weltansicht. Denn nur weil Frauen wählen und studieren dürfen, sind sie noch lange nicht gleichgestellt, die fehlende Gleichstellung macht sich ja alleine schon auf ihrem Lohnzettel bemerkbar.
Mangelnde politische, wirtschaftliche und soziale Teilhabe, das geschlechtsspezifische Lohngefälle oder auch Gewalt gegen Frauen, strukturelle Probleme also, die auf der männlich dominierten gesellschaftlichen Ordnung basieren, werden nicht als gesamtgesellschaftliche Probleme wahrgenommen. Und eine Handvoll Frauen in Spitzenpositionen bedeuten leider noch lange keinen grundlegenden Wandel.
Feminismus aber kann die Antwort auf gesamtgesellschaftliche Probleme sein. Hier sind Frauen und Männer gemeinsam gefordert. Der feministischen Bewegung geht es nicht um Lösungen für ein paar privilegierte Menschen, sondern darum, Hindernisse, die der freien Entfaltung aller Menschen in verschiedensten Lebenssituationen im Wege stehen, abzubauen. Und genau deshalb bleibt diese Weltansicht eine der wichtigsten Grundlagen gesellschaftlicher Veränderung. Feminismus ist die Grundlage einer Veränderung, die durch Hoffnung für alle und nicht durch Angst oder Wut gegen einzelne Menschen oder Gruppen geprägt ist. Demokratien, deren Grundsatz es ist, die Würde und Rechte jedes einzelnen Menschen zu achten, funktionieren nicht ohne die gleichgestellte Beteiligung aller Frauen in allen Bereichen. Ein Zurückweichen kommt für uns daher nicht in Frage: Nur wo Frauen stark sind, kann auch die Gesellschaft und die Demokratie stark sein!