Meine Zwischenbilanz zur neuen europäischen Waldstrategie - Die europäischen Sozialdemokraten setzen auf multifunktionale, innovative und partnerschaftliche Akzente

13. Februar 2015

Wälder und andere Holzflächen machen über 40 Prozent der europäischen Landfläche aus und bieten den Menschen rund drei Millionen Arbeitsplätze.

Sie spielen also unbestritten eine große sozioökonomische Rolle und dienen vielen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Zwecken. Dabei unterscheiden sich die europäischen Wälder in einem hohen Maße in Bezug auf Art und Fläche. In Finnland bedeckt das grüne Gold bis zu 75 Prozent des Territoriums, in Großbritannien lediglich 10 Prozent. Diese großen Unterschiede zeigen, warum dieser Politikbereich nicht vergemeinschaftet wurde, sprich die EU hier keine Kompetenz hat.

Dennoch, Holz als Ressource spielt in unserer Gesellschaft eine immer zentralere Rolle. Schließlich ist es ein bedeutender CO2-bindender Rohstoff und unterstützt uns im aktiven Kampf gegen den Klimawandel und bei der Reduzierung der bereits existierenden Auswirkungen. Darüber hinaus beanspruchen, neben der holzverarbeitenden Industrie, immer mehr europäische Politikbereiche diesen Rohstoff für sich. Holz ist als Biomasse, ebenso wie als Rohstoff für Möbel, Häuser und neue innovative Produkte von großer Bedeutung.

Wälder haben aber nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen sozialen und ökologischen Zweck: Sie sind der Lebensraum für unterschiedliche Tiere und Pflanzen sowie wertvolle Flächen gegen weitere Biodiversitätsverluste. Um diese facettenreichen Ansprüche an den Rohstoff Holz und an die europäischen Wälder bedienen zu können, bedarf es jedoch eines koordinierten europäischen Ansatzes: Dies ist das erklärte Ziel der neuen Europäischen Waldstrategie.

Das Europäische Parlament wird im März in einer eigenen Mitteilung die Vorschläge der EU-Kommission bezüglich der europäischen Forststrategie kommentieren. Als Schattenberichterstatterin für diesen Bericht ist es mir wichtig, die richtigen Schwerpunkte in einer kohärenten Strategie zu setzen. Der Berichtsentwurf von der Europäischen Volkspartei (EVP) ging mir in dieser Hinsicht leider nicht weit genug. Er ist meiner Meinung nach nur ein grobes Gerüst für eine weitergehende Strategie, der bisher entscheidende Punkte zu den Bereichen Umwelt, Biodiversität und Klimawandel fehlten. Auch andere MdEPs sahen das ähnlich: insgesamt sind über 350 Änderungsanträge für den Bericht bei der Berichterstatterin eingegangen. Ich habe bei meinen Anträgen auf folgende Aspekte meine Schwerpunkte gelegt:

  • Stabiler Wald bietet Schutz: Verweis auf die besondere Bedeutung von gesunden und stabilen Bergwäldern

  • Gesunder Wald benötigt Schutz: Forderung nach einem kontinuierlichen Monitoring des Waldbestandes um Nutzungsgrenzen frühzeitig zu erkennen Schutz vor Verunreinigungen, zum Beispiel durch bleihaltige Munition, Pestiziden oder extremen Bodendruck und Wildverbiss

  • Wald ist Lebensraum: Verweis auf die besondere Stellung von stabilen Mischwäldern mit standortgemäßen heimischen Baumarten und deren essenziellen Ökosystemleistungen und ihren Beitrag zur Artenvielfalt in Flora und Fauna

  • Wald ist wandelbar: Forderung nach einer Klimaanpassungsstrategie für die europäischen Wälder, um die Gesundheit und Stabilität der europäischen Wälder zukünftig garantieren zu können

  • Holz hat viele Leben: Kaskadenmodell als zukunftsweisendes Prinzip in der Forstwirtschaft fördern Förderung der Verwendung von Holz vor allem in langlebigen Produkten und als Substitut von energie- und ressourcenintensiven Materialien wie Plastik, Aluminium oder Beton und im Bausektor

  • Holz braucht ehrlichen Handel: Durchsetzung der Holzhandelsverordnung (EUTR) und eine Revision des Produktrahmens Unterstützung von entwaldungsfreien Lieferketten und Nutzung von legal gefälltem nachhaltigen Holz

  • Waldbesitzerinnen brauchen Beratung und Unterstützung: Forderung Waldbesitzerinnen in besonderer Weise Beratung und Unterstützung zu bieten, wenn diese ihren Wald aktiv und nachhaltig bewirtschaften wollen

  • Wälder bieten und brauchen Begegnung: Förderung von regionalen Waldforen um die Kommunikation zwischen Waldbesitzern und den vielfältigen Waldnutzergruppen zu fördern und partnerschaftliche Ansätze vor Ort zu realisieren

Die Arbeit an dem Bericht hat gerade erst begonnen. Ich bin aber überzeugt, dass das EU-Parlament mit einem deutlichen Zeichen helfen kann, eine kohärente Strategie auf die Beine zu stellen, die allen Aspekten der europäischen Wälder Rechnung trägt und den Wald auch in Zukunft mit all seinen ökonomischen, sozialen und ökologischen Diensten für die Menschen bewahrt.

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