Mehr Bio für Europa

22. Juni 2015

Wir Agrarpolitiker des Europaparlaments haben am Montag die letzten Änderungen für den Berichtsentwurf zur Reform der Öko-Verordnung eingereicht. Die EU-Kommission hatte für ihren Vorschlag, einer Total-Revision der Öko-Verordnung, die den ökologischen Landbau stärken sollte, starken Gegenwind aus der Praxis bekommen.

Jetzt wurde deutlich, dass der heftig von Öko-Verbänden kritisierte Vorschlag auch bei uns Europaabgeordneten keinen Anklang findet und grundlegend überarbeitet werden muss.

Der leidige Kommissionsvorschlag soll durch die vorgeschlagenen Änderungen wieder in die richtige Richtung gerückt werden.Der Berichtsentwurf von Martin Häusling (Grüne) bietet dafür eine gute Grundlage. Wenn wir jetzt noch die letzten Schreckgespenster aus dem Vorschlag verbannen, sehe ich eine reelle Chance für mehr Bio in Europa.

Die derzeit gültige Öko-Verordnung, die 2009 in Kraft getreten ist, ist erst 2012 vollständig auf EU-Ebene implementiert worden. Zur gleichen Zeit hatte die EU-Kommission bereits begonnen, an einem neuen Vorschlag zu arbeiten.Mit diesem Vorschlag hat die EU-Kommission dem ökologischen Landbau aber keinen Gefallen getan.

Viele EU-Mitgliedsländer haben noch nicht einmal die aktuelle Verordnung komplett umgesetzt. Dabei braucht der ökologische Landbau zurzeit vor allem Planungssicherheit. Ich bin überzeugt, dass Routine und eine richtige Umsetzung der Verordnung viele Probleme bereits beseitigt hätten. Mit den Änderungen des EU-Parlaments entwickeln wir nun das bestehende System weiter und machen aus dem Alptraum Kommissionsvorschlag eine Chance für den europäischen Öko-Landbau.

Der Kommissionsvorschlag würde durch neue, praxisferne und bürokratische Vorgaben zu weniger Bio auf unseren Tellern führen. Landwirtschaft unter der Käseglocke ist vielleicht in Kommissionsbüros machbar, aber nicht in der Praxis. Unterstützungswert empfinden wir Sozialdemokraten dagegen den Vorstoß der EU-Kommission, das Kontrollsystem auszubauen.

Hintergrund:

Der Berichtsentwurf des Parlaments soll im Juli dieses Jahres im Ausschuss und im Herbst im Plenum verabschiedet werden. Die Europäische Kommission hat in ihrem Arbeitsprogramm 2015 vorgesehen, den Vorschlag zurückzuziehen, wenn sich der Rat und das EU-Parlament nicht innerhalb von sechs Monaten auf eine gemeinsame Position einigen würden.
Die ökologisch bewirtschaftete Fläche nimmt in Deutschland und in Europa angesichts der steigenden Nachfrage von Bioprodukten weiter zu. In der EU werden bereits fünf Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet. In Deutschland liegt dieser Anteil bei zirka sechs Prozent.

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