Maria Noichl und Jens Geier, MdEP: Mauer des Schweigens endlich durchbrechen!

24. Oktober 2017

Im Zuge der Debatte über Harvey Weinstein und die Kampagne #metoo haben sich in der vergangenen Woche auch Frauen aus dem Brüsseler Politikbetrieb zu Wort gemeldet und über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung gesprochen, darunter die EU-Kommissarin für Gleichstellung Věra Jourová und die schwedische Außenministerin Margot Wallström. Nun haben auch Mitarbeiterinnen des Europäischen Parlaments ihr Schweigen gebrochen.

„Die Berichte über Sexismus und sexuelle Belästigung und Gewalt in diesem Haus machen mich sprachlos und überraschen mich dennoch leider nicht. Denn wer glaubt, dass es Bereiche in der Gesellschaft gibt, in denen Frauen vor dieser Art der Manifestation männlicher Macht sicher sind, irrt sich gewaltig“, so die SPD-Europaabgeordnete und Frauenrechtsexpertin Maria NOICHL.

Auch der Vorsitzende der Europa-SPD, Jens GEIER, erklärt: „Bei sexueller Belästigung ist Machtausübung ein wesentlicher Antrieb. Dass es in einem Machtapparat wie dem Europäischen Parlament sexuelle Belästigung gibt, ist also alles andere als überraschend. Denn es spiegelt die gesellschaftliche Wirklichkeit wider. Nur wenn Macht geteilt wird, zum Beispiel durch Quotenregelungen, gewöhnen sich Männer ab, sie auszunutzen“, sagt Jens GEIER. „Und erst wenn Medien, vor allem der Boulevard, aufhören, Frauen in jedem gesellschaftlichen Bereich zu sexualisieren, ändern sich auch gesellschaftliche Normen. Ein sicherer Indikator für den gesellschaftlichen Handlungsbedarf ist immer noch die verbreitete Bräsigkeit, mit der Männer überall auf feministische Forderungen reagieren. Männer müssen lernen, diese Forderungen zu reflektieren, ernst zu nehmen und umzusetzen - erst dann wird unsere Gesellschaft menschlicher.“

In den vergangenen Jahren sind wiederholt Debatten rund um (sexuelle) Belästigung und Gewalt geführt worden. „Es macht mich jedes Mal erneut wütend zu sehen, dass es regelrechte Schweigekartelle gibt, die die Täter und ihre widerlichen Taten decken. Wir dürfen sexuelle Gewalt von Männern nicht als Normalität abtun. Wir müssen aufhören, Übergriffe als unvermeidliche Einzelfälle kleinzureden. Und Frauen müssen endlich sicher sein können, dass ihnen nicht nur alle Jahre wieder während eines Medienskandals Gehör geschenkt wird, sondern immer und überall“, so Maria NOICHL. „Wir wissen, dass die Frauen, die sich zu Wort melden, nach wie vor ein hohes Risiko eingehen. Wir müssen deshalb weiterhin gegen diese strukturelle Gewalt vorgehen und ein gesellschaftliches Klima schaffen, das keinen Zweifel lässt, dass jede Form sexueller Belästigung inakzeptabel ist. Der Frauenrechtsausschuss des Parlaments macht dies schon seit Jahrzehnten deutlich, es ist Zeit, dass nun auch wirklich alle hinhören und handeln.“

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