Maria Noichl, MdEP: Forderungen der Wissenschaft Gehör schenken

18. März 2020

Auf den Rat der Wissenschaft hin wird nicht nur in Europa das Leben zurzeit massiv eingeschränkt, um Menschenleben zu retten. Und das geschieht in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit. Es geht also, wenn es sein muss. Schade, dass ein solcher Eifer bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik weiterhin fehlt.

Dabei ist auch hier ein existentielles Bedrohungspotential wissenschaftlich bewiesen: Die intensive Landnutzung ist laut Weltbiodiversitätsrat IPBES die Ursache Nr. 1 für den Rückgang der biologischen Vielfalt. Ohne diese Vielfalt verlieren wir lebenswichtige Ökosystemleistungen für uns Menschen. Beispielsweise führt der Rückgang der Insekten zu weniger Bestäubung von Nahrungspflanzen, es fehlen natürliche Feinde von Pflanzenschädlingen oder Nützlinge, die für fruchtbare Böden sorgen. Die Verunreinigung des Grundwassers führt zu hohen gesellschaftlichen Kosten und unser, auf Export getrimmtes, Agrarmodell bringt die LandwirtInnen hier und auf anderen Kontinenten in Existenznot.

Nun wurde letzte Woche publik, dass über 3600 WissenschaftlerInnen ein Positionspapier mit agrarpolitischen Handlungsempfehlungen an die Politik unterstützen. Die Forderungen in dem Papier spiegeln die sozialdemokratischen Forderungen wider:

  • Umwandlung von Direktzahlungen in Zahlungen für öffentliche Güter

  • Ausreichende Unterstützung für eine wirksame Bekämpfung des Klimawandels

  • Ausreichende Unterstützung für wirksame Instrumente zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme

  • Förderung innovativer Ansätze zur Gestaltung und Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung der Umweltprobleme

  • Verbesserung der Raumplanung und der kooperativen Umsetzung von Maßnahmen auf Landschaftsebene

  • Von den Mitgliedstaaten verlangen, dass sie in ihren strategischen Plänen S.M.A.R.T.-Ziele festlegen - d.h. eine effektive Zielerreichung bei der zukünftigen Agrarpolitik

  • Überarbeitung des Satzes von Indikatoren zur Zielerreichung

  • Stärkung der Umweltüberwachung und -durchsetzung

  • Globale Auswirkungen der GAP identifizieren und angehen, insbesondere im globalen Süden

  • Verbesserung der Verwaltung der GAP und ihrer Reform

Allen, hoffentlich bald an den Verhandlungstisch zurückkehrenden, Parteien sei geraten, diesen Weckruf ernst zu nehmen. Vielleicht denkt ja der eine oder die andere VertreterIn in Brüssel um und schenkt der Wissenschaft nun auch Gehör, wenn es nicht konkret um das eigene Wohl geht.

Hier könnt ihr reinlesen.

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