Maria Noichl, SPD-Europaabgeordnete, im Vorfeld des Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen:
Geschlechtsspezifische, Häusliche und sexualisierte Gewalt sind grenzüberschreitende und schwere Menschenrechtsverletzungen, die auch weiterhin in der EU stark verbreitet sind. Wir wissen, dass fast jede Frau von einer Form von geschlechtsspezifischer Gewalt in ihrem Leben betroffen sein wird. Einer Umfrage der Grundrechte-Agentur der Europäischen Union aus dem Jahre 2014 zufolge haben ein Drittel aller Frauen in Europa über 15 Jahre mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren; eine von zwanzig Frauen gab an, vergewaltigt worden zu sein. Und die Dunkelziffer ist hoch. In der EU sterben täglich 7 Frauen durch die Hand ihrer (Ex-)Partner. Und dennoch nutzen wir nach wie vor nicht alle uns zur Verfügung stehenden Mittel, um diese Gewalt ein für alle Mal zu beenden.
Außerdem sind wir teilweise blind für die Gewalt, die in unserer Gesellschaft legitimiert und ausgeübt wird, wie zum Beispiel die Prostitution. Prostitution ist ein inhärent gewalttätiges, rassistisches und sexistisches System, dem die meisten Menschen, überwiegend Frauen, aus purer Alternativlosigkeit zum Opfer fallen. OSZE und Europol Berichte zeigen, dass die Liberalisierung, wie z.B. in Deutschland, die Nachfrage vergrößert und damit den Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung anheizt. Menschhändler nutzen die legalen Infrastrukturen, wie Bordelle, als Deckmantel für ihre kriminellen Machenschaften - Opfer bleiben dort gänzlich unentdeckt.
Die Positionierung des Europäischen Parlaments, der CDU und des Kanzlers geben Hoffnung, dass wir gemeinsam, parteiübergreifend, eine Politik gestalten können, die das System von Gewalt und Ausbeutung beendet, in das Frauen in und außerhalb der EU nach wie vor täglich hineingezogen werden. Und wir auch endlich beginnen, diese Form von Gewalt zu bekämpfen.