Auf Einladung meines Kollegen Prof. Dr. Dietmar Köster war ich in Wetter an der Ruhr zu Gast. Hier die Pressemitteilung zu unserem Besuch am Bio-Hof Sackern:
EuropaparlamentarierInnen besuchen Hof Sackern in Wetter (Ruhr)
Gleich zwei sozialdemokratische Mitglieder des Europäischen Parlaments besuchten am Samstag den Hof Sackern in Wetter. Organisiert vom Bürgermeister Frank Hasenberg und auf Initiative der EuropaparlamentarierInnen Prof. Dr. Dietmar Köster und Maria Noichl fand auf dem Bio-Hof mit Stefan König und Matthias Fischer-Knorpp von der Betreibergesellschaft und Ute Rönnebeck, Geschäftsführerin von Demeter NRW, eine Diskussion über aktuelle europäische Vorhaben in der Landwirtschaftspolitik statt.
Maria Noichl, die im europäischen Agrarausschuss sitzt, bezog vor allem Stellung zur neuen EU-Öko-Verordnung: „Für mich ist klar, dass ich der neuen Verordnung nur zustimmen kann, wenn es kein Rückfall hinter den bisherigen Regularien gibt“, stellte Noichl zum Wohlwollen der Hofbelegschaft fest und führt weiter aus: „Landwirtschaftsbetriebe, die eine eigene ökologische Kreislauflaufwirtschaft untererhalten, gilt es zu stärken.“
Ein weiteres Thema bei der Diskussion, war die Vergabe von landwirtschaftlich verwertbaren Nutzflächen. 65% der Nutzflächen in Europa gehören gerade einmal drei Prozent der landwirtschaftlichen Akteure. Bürgermeister Frank Hasenberg bezog in diesem Punkt Stellung für die Kommunen und kleineren Betriebe: „Das neue EU-Vergabeverfahren sollte darauf hinwirken, dass Kommunen und kleinere landwirtschaftliche Betriebe ein Erstzugriffsrecht auf freiwerdende Flächen haben. Nur so kann gewehrleistet werden, dass kleine- und mittelständische Höfe eine Chance gegen die großen Farmerkonzerne haben.“
Dietmar Köster bedankte sich bei den Betreiberinnen und Betreibern des Hofes für den Einsatz bei den Demonstrationen gegen die geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP: „Als ich im September auf der Demonstration gegen CETA und TTIP in Köln davon erfuhr, dass der Hof Sackern mit einem eigenen Traktor vor Ort sei und mehrere Stunden dafür angereist ist, um die Proteste zu unterstützen, fand ich das schon beeindruckend,“ so Köster.
Maria Noichl und Dietmar Köster, die beide zu den CETA-KritikerInnenn in der SPD-Europagruppe zählen, sind davon überzeugt, dass durch das geplante Freihandelsabkommen die europäische Landwirtschaft deutlich geschwächt wird: „Grundsätzlich kann man sagen, dass die Zugeständnisse an die kanadische Landwirtschaft die Situation der europäischen Bäuerinnen und Bauern weiter verschärfen wird. Die Zollquote bei der Einfuhr von Rinder- und Schweinefleisch werden deutlich erhöht, was vor allem zu Kosten der europäischen Landwirtschaftsbetriebe gehen wird, die gegenüber dem deutlich stärker industrialisierten kanadischen Produktionsmodell kaum konkurrenzfähig sind. Freihandelsabkommen haben in der Vergangenheit zu einer immer weiteren Öffnung des europäischen Agrarsektors geführt. In der Folge mussten sich europäische Landwirtschaftsbetriebe immer mehr an den Weltmarktpreisen orientieren. Eine europäische Landwirtschaft, die ihren Ansprüchen an eine nachhaltige Produktion, faire Bezahlung und hohen Tierschutzstandards gerecht wird und gleichzeitig mit Billigimporten aus Übersee konkurriert, gibt es nicht.“
Noichl und Köster resümieren abschließend: „CETA ist ein Tiefschlag für eine nachhaltige Landwirtschaft in Europa.“