Das Europäische Parlament hat am heutigen Dienstag über einen Initiativbericht zur Waldstrategie 2030 abgestimmt. Die europäische Waldstrategie soll zukünftig die Grundlage sowohl für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder als auch für deren Anpassung an die immer stärker werdenden Folgen des Klimawandels bilden. Der Bericht stellt die Reaktion des EU-Parlaments auf die Vorschläge der EU-Kommission dar. Im Bericht sind viele gute Punkte, aber ich hätte mir dabei eine stärkere Rolle der EU für zukunftsfähige Wälder in Europa gewünscht.
Der Bericht zur europäischen Waldstrategie bringt eine Reihe wichtiger Punkte für die Zukunft auf den Weg. Das Kaskadenprinzip, wonach Holz zunächst stofflich und erst am Ende des Produktionszyklus energetisch verwendet werden soll, wird als Richtschnur etabliert und Nutzungsgrenzen für die Entnahme von Holz gefordert. Des Weiteren fordert das EU-Parlament ein Ende der Finanzierung aus Monokulturen durch EU-Mitteln und hebt im Gegensatz dazu die Rolle von strukturreichen Mischwäldern hervor. Verbleibende Alt- und Primärwälder, genauso wie Pufferzonen, die an diese angrenzen, sollen streng geschützt werden, um die Entwicklung der Eigenschaften von Altwäldern zu unterstützen. Ich bin froh, dass das Plenum sich hinter meine Forderung für mehr Schutzmaßnahmen der Mitgliedstaaten gegen Schädigungen, beispielsweise durch extremen Bodendruck, oder Verunreinigungen des Waldes, beispielsweise durch Pestizide oder bleihaltige Munition, gestellt hat.
Das Parlament macht ebenso deutlich, dass nicht alle Bewirtschaftungsverfahren zur Kohlenstoffbindung in Wäldern beitragen. Mittlerweile sind beileibe nicht mehr alle Wälder Kohlenstoffsenken, sondern emittieren teilweise auch CO2. Daher erteilt das EU-Parlament auch eine Absage an Bestrebungen, Wälder nur als CO2-Senken und Lösung für die fehlenden Emissionsreduktionen in anderen Wirtschaftszweigen zu sehen. Ein guter Schritt ist dabei, die Ankündigung, bis 2030 mehr als 3 Milliarden Bäume zu pflanzen. Das allein wird die europäischen Wälder in den kommenden Jahren aber nicht retten. Wir müssen den Nutzungsdruck auf die Wälder vielerorts verringern, verbleibende Alt- und Primärwälder effektiv schützen und den Wald mit einer wahrhaft nachhaltigen Bewirtschaftung für die neuen Herausforderungen wappnen.
Kritisch sehe ich, dass sich das Parlament nicht für ein klareres Bekenntnis zu einer EU-weiten Kontrolle und strategischen Planung einer nachhaltigen, multifunktionalen Waldwirtschaft durchgerungen hat. Die europäische Waldstrategie soll laut einer Mehrheit des EU-Parlaments leider zukünftig vor den nationalen Plänen der Mitgliedstaaten kuschen müssen. Die EU-Kommission muss die Zügel in meinen Augen aber künftig weiter anziehen, um eine nachhaltige Umsetzung der Waldstrategie sicherzustellen.