Europa sagt Plastiktüten den Kampf an

29. April 2015

Wer kennt die Bilder in den Nachrichten nicht: Plastik schwimmt in Seen, Flüssen und Meeren. Die bayerische Seen- und Flusslandschaft scheint oberflächlich noch heil zu sein, aber viele dieser Plastikpartikel bedrohen auch die heimischen Gewässer.

Ich freue mich, dass die Europäische Union diese Gefahr für die Umwelt erkannt hat. Plastik gehört fachgemäß entsorgt und nicht in die Natur oder Nahrungskette. Mindestens 100 Jahre muss die Natur für eine Stunde Tragekomfort bezahlen – Einwegplastiktüten muss daher den Garaus gemacht werden.

Am Dienstag hat das Europäische Parlament dem Kompromisstext mit dem Ministerrat vom November 2014 mit breiter Mehrheit zugestimmt. Dieser sieht vor, dass die Mitgliedstaaten bis Ende 2018 entweder Gebühren oder gleichermaßen effektive Maßnahmen einführen, um den Verbrauch von Einwegplastiktüten mit einer Dicke von unter 50 Mikrometern zu verringern. Diese dünnen Plastiktüten erhalten Kunden oft umsonst beim Einkauf.

Das EU-Parlament hat bei dieser Entscheidung auch die Mehrheit der EU-Bürger auf seiner Seite. „Einwegtüten schaden der Umwelt und dem Menschen enorm. 92 Prozent der EU-Bürger befürworten daher diese Maßnahmen!“, betont auch mein Kollege Matthias GROOTE, umweltpolitischer Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion im Europaparlament.

Mir geht der gefundene Kompromiss aber noch nicht weit genug. Nicht nur die Einwegplastiktüten müssen weg. In der EU werden jährlich 8 Milliarden Plastiktüten weggeschmissen. Langfristig verkleinert daher nur eine drastische Einschränkung von Plastiktüten die Müllberge.

Hintergrund Nach der gestrigen Zustimmung des EU-Parlaments wird die Gesetzesänderung im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht und ist nach 20 Tagen rechtsgültig. Ab diesem Zeitpunkt haben die Mitgliedstaaten 18 Monate Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, um den Verbrauch von dünnen Einwegplastiktüten zu verringern.

Sollten Mitgliedstaaten diesen Beschluss jedoch nicht mittragen wollen, müssen sie Maßnahmen ergreifen, die den Pro-Kopf-Verbrauch von derzeit 176 Plastiktüten im EU-Durchschnitt bis 2019 auf 90 Tüten pro Kopf senken. Bis 2025 muss der Verbrauch auf nur noch 40 Einwegtüten pro Person reduziert werden.

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