Übler Kuhhandel zu Lasten der europäischen Landwirtschaft

15. September 2017

Die Pläne der EU-Kommission zukünftig die zollfreie Einfuhr von 85.000 Tonnen Rindfleisch aus den Mercosur-Staaten zu genehmigen, macht deutlich, dass die europäische Landwirtschaft ein weiteres Mal auf dem Altar des Freihandels geopfert wird. Die EU produziert bereits heute ausreichend Rindfleisch für den eigenen Markt. Ökologisch und sozial bedenkliches Billig-Fleisch aus Südamerika wird folglich unsere Landwirtinnen und Landwirte weiter unter Druck setzen und den Ansprüchen unser europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher nicht gerecht.

Zudem scheint Kommissarin Malmström einfache landwirtschaftliche Zusammenhänge nicht zu kennen. Denn potentiell höhere Erlöse durch den Export von Milchprodukten in die Mercosur-Staaten, würden durch niedrigere Einnahmen aus dem Schlachtkuh- und Kälberverkauf aufgrund der höheren Rindfleischimporte aufgefressen. Die Freihandelsverhandlungen verkommen zu einem üblen Kuhhandel für die europäische Landwirtschaft.

Zudem können wir mit weitreichenden negativen sozialen und ökologischen Folgen für EU-Regionen rechnen, die sich auf eine besonders nachhaltige Mutterkuhhaltung und extensive Rindfleischproduktion spezialisiert haben. Eine Praxis, die viele Ökosystemleistungen bietet. Am Ende werden diejenigen bestraft, die am nachhaltigsten wirtschaften.

Das neue Angebot ist auch vor dem Hintergrund des Fleischskandals in Brasilien nicht nachvollziehbar. Des Weiteren sind die Folgen der aktuell zu verhandelnden Freihandelsabkommen für den EU-Agrarsektor immer noch nicht absehbar. Die Europäische Kommission muss endlich ernstzunehmende Prognosen für die kumulierende Wirkung der aktuellen Handelsverhandlungen auf den Tisch legen. Anders sind diese Prozesse nicht mehr in ihrer Gesamtheit zu überblicken.

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